Eine Kinder-Horror-Kur im Adolfinenheim auf Borkum
Ich war sechs Jahre alt, als ich eine Kinder-Horror-Kur im Adolfinenheim auf Borkum antrat. Es dauerte weitere 6 Jahre, bis ich meinen Eltern mitteilen konnte, was mir Schlimmes widerfahren war. Da war ich 12 Jahre alt. Ich wollte meinen 6 jährigen Bruder vor einen „Kuraufenthalt“ schützen. Das gelang mir auch. Meine Eltern glaubten mir. Dann schwieg ich wieder. 50 Jahre später sitze ich hier und schreibe noch einmal auf, was mich damals bewegte. Was ich nicht wirklich vergessen kann, trotz aller Bemühungen.
Eine Fernsehdokumentation setzte meine Erinnerungen in Gang
Mit Entsetzen sah ich eine Vorschau im Fernsehen. Die Vorschau handelte von einer Sendung „Exklusiv im Ersten: Gequält, erniedrigt, drangsaliert“. Im Abendprogramm ausgestrahlt.
Ich schicke voraus. Diese Sendung habe ich mir nicht angeschaut. Von den wenigen Bildern und Worten in der Vorschau kam Verschüttetes aus dem Kopf zurück in mein Bewusstsein mit der Folge von 3 Nächten Schlaflosigkeit. Mit 6 Jahren war ich 1964 „Insassin“ im Adolfinenheim auf Borkum für unendliche 6 Wochen.
Heute ist Mittwoch, der 12. August 2020. Ich bin 62 Jahre alt und erinnere an meinen „Kuraufenthalt“ auf Borkum. Ich spüre den Drang nach diesen drei schlaflosen Nächten, aufzuschreiben was mich bewegt. Den Eltern kann ich es nicht noch einmal erzählen, weil sie verstorben sind. Aber ich kann wenigsten sagen, dass ich etwas erzählt habe, damals mit 12 Jahren, um meinen Bruder vor einem ähnlichen Schicksal zu beschützen. Meine Eltern glaubten mir, zumindest habe ich das damals so empfunden. Ich wurde ernst genommen. Was ich schilderte, konnte man sich nicht ausdenken. Kein zwölfjähriges Mädchen denkt sich so etwas aus.
Nach dieser Kur hatte ich Glück, von liebevollen Eltern weiter aufgezogen zu werden. Ich schildere in diesem Beitrag die wenigen Erinnerungen an diesen Horroraufenthalt im Adolfinenheim. Das ist gar nicht so einfach, denn ich habe es meisterhaft verstanden, Erinnerungen zu verdrängen.

Was empfinde ich, wenn ich zurückdenke?
Grenzenloser Hass macht sich breit, Abscheu und Wut – bis heute.
Ich war nie wieder auf irgendeiner Nordseeinsel. Als ich im Internet auf einer Webseite https://verschickungsheime.de/ las, dass man sich auf Borkum trifft, schrie ich förmlich hinaus: „Nein, Never, niemals werde ich einen Fuß auf Borkum setzen“. Das hatte ich mir damals geschworen, als ich dort war, im Adolfinenheim auf Borkum.
Ich wurde krank. So krank, dass man mich von den anderen Kindern isolierte. Gleichzeitig hatte ich in dieser Isolation mehr Ruhe. Keine brüllende Schwester, die mir Strafen androhte, wenn ich es wagte den Mund aufzumachen, oder die Augen nicht schließe. Wenn ich erbrach, musste ich das nicht aufwischen.
Man wollte (oder konnte?) mich nicht in den Zug setzen.
Meine Mutter erzählte mir später, dass ein Anruf des Heimes meinen Vater und sie in Aufruhr versetzte. Man könne mich nicht auf die Heimreise schicken, weil ich krank geworden bin. Meine Mutter hat ihren Horst noch nie so schnell in den Anzug springen sehen. Komm Weib, dann holen wir unser Kind. Keinen Tag länger bleibt sie fort.
Wie alles begann
Eine schwere Lungenentzündung zwang mich 6 Wochen in ein Krankenhaus. Davon 2 Wochen auf Isolierstation. Der behandelnde Arzt brachte meinen Eltern näher, dass ich am besten weiter gesunden könnte, mit einer Luftveränderung an der Nordsee. Die Wahl fiel auf das Adolfinenheim auf Borkum.
Meine Erinnerungen sind Bruchstückhaft. Ich weiß nicht, ob ich dort mit einem Zug und anderen Kindern abgeliefert wurde, oder ob mich meine Eltern gefahren haben. Bei der Ankunft , die Eltern waren fort, wurde mir alles abgenommen.

Alles Aufessen bis zum Erbrechen
Ich mochte partout keinen Fisch. Da lag einer auf meinem Teller. Er schien zu leben, weil er mich ansah. Für meine Augen beängstigend, dass mich ein Fisch ansah, den ich jetzt auch noch essen sollte. Natürlich lebte der Fisch nicht mehr, aber ich bekam ihn nicht herunter. Hinter mir blieb die Schwester stehen und ohrfeigte mich: „Iss das auf. Du musst das Essen. Das ist gesund und gutes Essen für Dich, verwöhnte Göhre“. Ich aß und würgte und erbrach auf dem Klo.
Dahin hat man mich gehen lassen, nachdem der Fisch aufgegessen war. Ich habe einen langen und endlosen Gang bis zu den Toilettenanlagen vor meinem geistigen Auge. Mir war so übel und meine Angst wuchs mit jedem Schritt, mich auf dem Flur übergeben zu müssen. Ich hatte gesehen, was mit Kindern geschah, die sich im Speisesaal übergaben. Sie mussten das Erbrochene aufessen.
Ich habe lange Zeit nichts gegessen, wenn zuvor jemand sagte: Mmh, das ist aber ein gesundes Essen. Für mich war das kein Grund, eine Mahlzeit zu mir zu nehmen. Im Gegenteil. Man kann sagen, ich hasste gesundes Essen.
Schuhe putzen
Jeden Tag. Oberfeldwebelhafte Abnahme. Und wehe, die Putzorgie hinterließ einen Fussel auf dem Schuh. Dann gab es wieder Ohrfeigen und weiterputzen.
Nackt auf dem Flur stehen.
Es war kalt. Ich wusste nicht, wofür ich bestraft wurde. Vor allem nackt. Ich wollte sterben.
Briefgeheimnisse, Päckchen aufteilen, Besuchsverbot
Keine Besuche, keine Briefe und alles wurde geteilt.
Bestrafung für Päckchen, die von den Eltern ankamen. Warum wurde man dafür bestraft wurde, wenn ein Päckchen von zuhause ankam? Ich freute mich so sehr. Hatten meine Eltern mich doch nicht ganz vergessen. Wie dankbar ich war für diesem kleinen Moment. Ein Päckchen von meinen Eltern nur für mich.
Es war eine Bestrafung für mich, wenn der Inhalt einfach an andere Kinder verteilt wurde. Es ging allen Kindern so. Meistens bekam ich vom Inhalt nichts zu sehen. Ich habe heute noch vor meinen Augen, wie diese Folterschwestern mein buntes, liebevoll eingepacktes Paket aufrissen und beim Mittagessen an alle Kinder den Inhalt verteilten. Zum Schluss blickte eine Schwester hinein, schaute mich an mit einem erstaunten Gesicht und sagte: „Oh, nichts mehr drin“. Ich ging leer aus.
Das allerschlimmste war Heimweh, Einsamkeit und Todesängste
Heimweh, nächtelanges Heulen, kein liebes Wort, kein Lächeln, nur Schimpfe den ganzen Tag. Ich habe gefroren. Immer nur kalt, Innen wie Außen. Stumm musste man sein, am besten unsichtbar. Heute bin ich von einem Gefühl erfüllt, wenn ich an diese Zeit nur denke, das ich mit einer Art Todesangst bezeichne. Ich dachte wirklich, das ist das Ende und ich müsse bald sterben.
Ich fühlte mich einsam und verlassen. Warum haben mir meine Eltern das angetan? Ich schmiedete Rachepläne, die mich noch lange beschäftigten. Rache an meinen Eltern und noch mehr Rache an dem verhassten Schwestern im Adolfinenheim.
Ich resignierte und wurde krank. Den Grund kenne ich nicht, an was ich erkrankte weiß ich auch nicht. Ich kann mich an Fieber erinnern. Das hatte den Vorteil, dass mir endlich warm wurde. Die Krankheitstage im Adolfinenheim sind ein großes schwarzes Loch.

Plötzlich war ich zuhause
Ich schwieg bis zu meinem 12. Lebensjahr. Mein Bruder wurde 6 Jahre alt. An seinem Geburtstag bat ich meine Eltern:“ Bitte, bitte, schickt Andi niemals in ein Heim. Niemals. Das dürft ihr nicht tun. Bitte versprecht es mir“. Ich habe sie angefleht. Daraufhin fragten sie natürlich, was denn passiert sei und ich erzählte von meinem Heimweh, von den schrecklichen Schwestern und dem nassen Handtuch, den Päckchen, den Ohrfeigen. Anschließend bat ich sie darum, nie wieder ein Gespräch darüber zu führen. Alles war so schrecklich, dass ich es vergessen möchte.
Eltern erzählen von ihren Eindrücken, als ich wieder daheim war
„Mamma und Papa haben dich in Kur geschickt, damit du dich von deiner Lungenentzündung erholst. Du solltest bald in die Schule gehen und ein wenig Kräftigung konntest du vertragen. Zurückgekommen ist ein krankes und schwaches Kind, so krank, dass wir die Einschulung um 1 Jahr verschieben mussten.
Wir haben dir einen neuen Schreibtisch gekauft, weil du nun bald zur Schule gehen solltest. Die Reaktion darauf, war für meine Eltern enttäuschend. Ich freute mich nicht. Es gab eine kurze und knappe Reaktion: „Den kannste behalten, das ist jetzt egal“.
Du wolltest nicht essen. Vor allem keinen Fisch. Du hast dich häufig übergeben, meistens nach dem Essen. Wir hatten Angst um dich. Wir gingen zur Tante Elsbeth (Bochum). Sie hatte einen großen Garten, in dem ich mich immer so wohl fühlte. Hier empfand ich offenbar Ruhe und die liebenswerte Art von Tante Elsbeth und Onkel Willi tat mir gut. Onkel und Tante waren beide psychologisch vorgebildet und machten sich ebenfalls große Sorgen. Was ist mit dem Kind los?
Papa wollte eine Anzeige machen wegen Misshandlungen. Er sprach davon, dass es doch nicht normal sei. So war unsere Tochter doch nie. Sie machten sich beide sehr große Vorwürfe, mich allein gelassen zu haben. Er ging zu einem Anwalt, der ihn aber nicht unterstützte, sondern von einer Anzeige abriet. Mein Vater hatte nur Briefe vorzuweisen, die von Schwestern geschrieben wurden. (ich konnte noch nicht schreiben). Die sahen positiv aus. Wer glaubt einer Sechsjährigen? Die Zeit 1964 war nicht reif für so ein Vorgehen.

Wenn ich als Kind eher gewusst hätte, wie wichtig das Reden ist
Dass ich einigermaßen selbstbewusst meinen Weg ging, habe ich auch der Akzeptanz meiner Eltern zu verdanken.
Ich war lange böse auf die Eltern. Insgeheim sehr lange. Ein renitentes Kind. Mein Bruder kam kurze Zeit später nach meiner Rückkehr auf die Welt. Ein Lichtblick der Kleine. Andreas wollte ich beschützen. Das war meine Aufgabe. Und später, als ich zwölf wurde und mein Bruder 6 Jahre alt war, habe ich erzählt. Einmal und dann nie wieder. Meine Eltern glaubten mir. Das hat geholfen, meinen Frieden zu finden.
Wenn ich als Kind eher gewusst hätte, wie wichtig das Reden ist, wäre es damals schon aus mir herausgesprudelt. Aber ich war so eingeschüchtert und ängstlich. Kein Wort entrinn meinen Lippen. Ich war stumm wie ein Fisch.
Habe ich Schaden davongetragen?
Ich weiß es nicht. Ohne psychologisches Hintergrundwissen wage ich zu behaupten: JA, auf jeden Fall.
- Ich fühle den gleichen Widerstand in mir, wenn mir jemand mit den Worten begegnet: „Ja, aber das ist doch gesund. Warum isst du das nicht?“ Ich könnte der Person, die so etwas sagt, eine Ohrfeige geben.
- Bei einem ganz bestimmten Geruch wird mir übel. Meistens in Krankenhäusern. Der Geruchsübeltäter heißt Vitamin B. Rieche ich diesen typischen Geruch, bekomme ich Beklemmungen. Ich befinde mich gerade wieder im Adolfinenheim.
- Das große Thema Vertrauen. Ich habe niemals wieder ein tiefes Vertrauen zu anderen Menschen fassen können. Auch nicht zu meinen Eltern. Ich habe sie geliebt, aber das Vertrauen war irgendwie fort.
Blicke nicht zurück, gehe deinen Weg und vertraue nur dir selbst.

Schlusswort
Wenn ich von misshandelten Kindern höre, denen man noch übler mitgespielt hat, wie sexueller Missbrauch etc., dann kann ich nur ansatzweise erahnen, wie gezeichnet diese Kinderseelen sein müssen. Und fast schon schäme ich mich diese, meine Geschichte zu schreiben, denn wie viel schlimmer muss das Leid der missbrauchten Kinder sein?
Mir geht es gut, trotz Adolfinenheim vor 56 Jahren. Was nicht heißen soll, dass alles gut ist nach dem Motto: Geht doch. Ist doch nichts passiert.
Ungeheuerliches ist passiert. Wer übernimmt die Verantwortung?
Ich muss noch dazu sagen es waren überwiegend Nonnen die wohl im Namen Gottes so etwas schreckliches gemacht haben.
Das muss mal gesagt werden.
Auch ich war 1961 als 11 jähriger 6 Wochen im Adolfinenheim. Das war eine schlimme Zeit, doch ich dachte damals, das wäre so normal in einem Erhohlungsheim. Schlimm war das Liegen im Bett nur mit dem Gesicht zum Fenster (16 Bett Schlafraum), Toilettenverbot, der Essenszwang (1. Woche 1mal Haferschleim bis 6. Woche 3mal Haferschleim), der Kommandoton wie in einer Haftanstalt. Die Briefe, die wir schreiben durften, wurden natürlich von den „Betreuerinnen“ gelesen, also wußten wir schon, was man schreiben durfte. Die Gemeinschaftsduschen erinnern immer noch an Vergasungsräume, unter den Holzstühlen befanden sich aufgemalte Hakenkreuze. Genau in dieser Zeit wurde am 13. August in Berlin die Mauer errichtet, was meine Eltern (DDR-Flüchtlinge) sehr beunruhigte. (Wir hatten im Heim keinerlei Kontakt nach draußen und hatten keine Ahnung vom Weltgeschehen). So waren sie froh, als ich wieder zu Hause war, meine Erlebnisse fanden sie weniger wichtig. Sie stellten mich als verwöhntes Einzelkind da und fanden es noch lustig. Meine Mutter war depressiv und ich wollte ihr mit meinen bösen Erinnerungen nicht zur Last fallen, so habe ich alles verdrängt. Das kann ich bis heute noch gut.
Ich glaube es war 1957 als ich 6 Wochen im Adolfinenheim verbrachte. Ich denke gerne an diese Zeit zurueck. Die Spziergaenge am Strand und durch die Duenen waren wunderschoen. Bei schlechtem Wetter trugen wir gelbe Regenhuete, wir waren taeglich draussen. Wir wurden zum essen aufgefordert, aber gezwungen wurde ich nie. Auf die abendlichen Vorlesungen aus einem spannenden Buch freute ich mich immer. An Lebertran kann ich mich erinnern, ich bekam es aber nie, ich habe hauptsaechlich gute Erinnerungen.
Ich nehme den Kommentar von Michael Millgramm mal ganz nach oben. Original befindet ein wenig weiter unten s. 19. März:
„Michael Millgramm am 24. April 2022 um 0:15 (Bearbeiten)
Liebe Barbara, liebe Adolfinenheim-Betroffenen,
ganz aktuell gibt es neue Forschungsergebnisse zum Adolfinenheim.
Zitat:
„Zwischen den 1950er und 1980er Jahren wurden in der Bundesrepublik etliche Millionen Kinder ohne ihre Eltern für Wochen zur vermeintlichen „Erholung“ in Heime und Heilstätten geschickt. Die in diesem Rahmen verübte systematische Gewalt an Kindern wurde jahrzehntelang ignoriert. In den letzten Jahren haben sich ehemalige „Verschickungskinder“, wie sie sich selbst nennen, begonnen zu organisieren und ihre Erfahrungen öffentlich zu machen. Anja Röhl nimmt in ihrem Forschungsbeitrag über Kindesmisshandlungen im Rahmen der „Heimverschickung“ einen bislang wenig beleuchteten Aspekt in den Blick, indem sie der Frage nachgeht, welche Rolle damalige Erwachsene als Zeitzeug*innen spielen.“
Anja Röhl:
„Kindererholungsheime als Forschungsgegenstand.
Erwachsene Zeitzeug*innenschaft am Beispiel eines Beschwerdebriefes im Adolfinenheim auf Borkum“
https://sozialgeschichte-online.org/category/vorveroeffentlichungen/
Das Adolfinenheim war der größte Alptraum meines Lebens..Es gab kaum was zu Essen und dann wurde wöchentlich gewogen wobei man nur im Schlüpfer in einer langen Reihe im Flur stand.
Die Geschichte mit dem Schlüpfer kann ich bestätigen.
Kinder die gegen Regeln verstoßen hatten, zum Beispiel in die Hose gemacht hatten (wir waren 5 J. und haben nachts vor Angst schon mal dies getan) oder nicht aufgegessen, wurden öffentlich bloßgestellt. Das Gefühl mich zu schämen, weil ich dem Kind das gerade so gequält wurde nicht helfen konnte, hat mich zusätzlich sehr belastet. Die Hilflosigkeit war unermesslich und die Zeit verging nur sooo langsam
Ich sehe mich noch heute in dieser Reihe stehen.
Ich war 1952 im Februar mit meinem Bruder zur Erholung im Adolfinenheim.Unsere Schwester hieß Bernhadine.Sie war eine nette u. liebenswerte
Schwester. Wir verbrachten eine schöne Zeit
Leider war es im Februar und eiskalt. Aber es war doch sehr
schön. Ausser Lebertran am
Morgen war es eine schöne .
Mein Schulfreund war auch im
Adolfinenheim – Schwester Eva
Auch er hatte eine schöne Zeit-
Vielleicht hatten wir Glück.Zu meinen 12.Geburtstag be
Kam ich kleine Geschenke –
Muscheln. Das einzige die kalte Jahreszeit -Februar.Ich und mein Bruder und auch andere
Kinder fühlten sich wohl
Hatten wohl grosses Glück
Leider habe ich es auch durchleben müssen was aufgelistet wurde kann ich alles nur bestätigen.
Knackende Feldbetten bei nur einer Drehung im Bett kam sofort die schlimme Schwester zerrte einen aus dem Bett und wurden im Dunkeln in den Duschräumen eingesperrt manche Duschkoepfe tropften. Ich hatte dort viel geweint oder mich in ein Schrankzimmer eingesperrt was für mich so Angstzustände ausgelöst hat weil Stockdunkel dann der Leuchtturm der im Zimmer herum lief. Kinder die zunehmen sollten mussten Nachschlag sonst mussten wir sofort für den Rest des Tages im Bett. Ich habe meine Mutter angefleht mich abzuholen weil es so schlimm ist. Meine Mutter hat daraufhin ein Päckchen geschickt was aufgeteilt wurde ich bekam nichts. ich war 11Jahre alt und habe mich geschämt mit den anderen Kindern komplett auszuziehen und in einem Raum nackt zu Duschen. Ich habe das im Anfang aufgeführte Programm alles mitgemacht. Das waren die schlimmsten 6 Wochen meines Lebens wo ich sehr viele Jahre gelitten habe. Angstzustände vor Dunkelheit habe ich erst mit über 40 Jahren überwunden. Es war alles andere als Erholung ein Schaden den ich sehr schwer verkraftet habe.
Ich war glaube 1964 dort.
Ich war als Kind ohne Eltern im Adolfinenheim sechs Wochen lang.Ich hatte schreckliches Heimweh und habe ins Bett gemacht.Zuhause hatte ich das nie gemacht..
wer ins Bett machte bekam nur trocken Brot und musste büßen im Zimmer bleiben allein. Alle mussten zusammen gegen den Willen zum Friseur .
Kein Eigentum, Päckchen wurden konfesziert.
Meine Eltern haben uns (Zwillinge 5Jahre)nicht geglaubt wie furchtbar es war.
Ich bin gerade zufällig auf diese Seite gestoßen…..und obwohl ich inzwischen an die 1000 Berichte von Verschickungskindern gelesen habe, macht mich jeder einzelne sehr betroffen. Ich bin selber ca. 1970 nach Borkum ins Haus Ruhreck der Stadt Essen verschickt worden, als vollkommen gesundes und aufgewecktes Kind im Alter von 6 Jahren. Ich kam als anderes Kind zurück, traumatisiert. Man tat meine Versuche, über die schrecklichen Erlebnisse dort, wie Erbrochenes aufessen müssen, oder halbnackt in eiskalten Fluren zu stehen, um „vorgeführt“ oder zu sogenannten „Anwendungen“ herausgepickt zu werden, als kindliche Phantasie ab, das war der nächste Schock nach dieser grausamen „Erholungskur“ auf Borkum. Nie wieder wollte ich diese Insel betreten, über meine sogenannte Kinderkur hatte ich über 30 Jahre nie wieder geredet…. Mit dem TV-Bericht in Report Mainz über Verschickungskinder im September 2019 und dem Kongress der Verschickungskinder im November 2021 auf Borkum, kam alles anders.
Bei dem Kongress haben wir eine „Borkum-Austauschgruppe“ gegründet mit inzwischen 40 Betroffenen, davon sind viele aus dem Adolfinenheim. Wir tauschen via Mails Infos und Erinnerungen aus und treffen uns regelmäßig zu Onlinetreffen via Zoom-Meeting, diese werden auf der Seite verschickungsheime.de auch angekündigt. Der Austausch tut uns allen gut, einige kennen anfangs nicht einmal ihren Heimnamen, haben nur vage, aber schreckliche Erinnerungen…meist finden wir durch Austausch von Fotos und inzwischen zahlreich betriebenen Recherchen zu den ehemaligen 30 Kinderheilstätten und Kinderkurheimen auf Borkum dann relativ schnell ihr Heim, meist sind da schon andere in unserer Gruppe aus demselben Heim.
Viele von uns haben Jahrzehnte geglaubt, sie seien Einzelfälle gewesen, was definitiv nicht stimmt. Über 2000 Berichte -überwiegend mit sehr ähnelnden, schrecklichen Erlebnissen aus den Kinderkuren – gibt es inzwischen auf der Seite http://www.verschickungsheime.de unter Zeugnis ablegen. Sie werden gesammelt und dienen dort der Aufarbeitung und Forschung über Verschickung.
Durch den Kongress auf Borkum sind gute Kontakte zum Heimatmuseum, dem Bürgermeister und dem Pfarrer entstanden, sodass wir Akteneinsicht bekommen haben, auch zum Adolfinenheim. Diese Akten belegen die Aussagen der ehemaligen Verschickungskinder, auch Eure hier geschilderten über die grausamen Erziehungsmethoden, Prügel und Misshandlungen. All das wird gerade penibel ausgewertet und auch unter Nennung der TäterInnen öffentlich gemacht werden, sobald ein ausführlicher Bericht fertiggestellt worden ist.
Wer mag, kann gerne in die Borkum-Austauschgruppe kommen.
Vielen Dank für diese wertvollen Informationen.
Beste Grüße und alles Gute
Liebe Barbara, liebe Adolfinenheim-Betroffenen,
ganz aktuell gibt es neue Forschungsergebnisse zum Adolfinenheim.
Zitat:
„Zwischen den 1950er und 1980er Jahren wurden in der Bundesrepublik etliche Millionen Kinder ohne ihre Eltern für Wochen zur vermeintlichen „Erholung“ in Heime und Heilstätten geschickt. Die in diesem Rahmen verübte systematische Gewalt an Kindern wurde jahrzehntelang ignoriert. In den letzten Jahren haben sich ehemalige „Verschickungskinder“, wie sie sich selbst nennen, begonnen zu organisieren und ihre Erfahrungen öffentlich zu machen. Anja Röhl nimmt in ihrem Forschungsbeitrag über Kindesmisshandlungen im Rahmen der „Heimverschickung“ einen bislang wenig beleuchteten Aspekt in den Blick, indem sie der Frage nachgeht, welche Rolle damalige Erwachsene als Zeitzeug*innen spielen.“
Anja Röhl:
„Kindererholungsheime als Forschungsgegenstand.
Erwachsene Zeitzeug*innenschaft am Beispiel eines Beschwerdebriefes im Adolfinenheim auf Borkum“
https://sozialgeschichte-online.org/category/vorveroeffentlichungen/
Ja ich will auch in die Adolfinen Austausch Gruppe kommen!Ich war dort auch für 6 Wochen in den 90ern !
Ich möchte auch gerne in die Adolfinen Austausch Gruppe.
Danke für die Kommentare
Allerdings gibt es bei mir keine Austauschgruppe zum Adolfinenheim.
Vielleicht hier https://verschickungsheime.de/
Tut mir wirklich leid.
Karl-Heinz, hier bitte mal fragen oder nachschauen. Bei mir keine Gruppe
Vielleicht hier https://verschickungsheime.de/
LG
hallo
gern möchte ich in die Borkum Austauschgruppe aufgenommen werden.
Meine Zwillingsschwester und ich waren ca 1969 als 5 jährige dort und können das hier beschriebene nur bestätigen
Hallo zusammen,
ich war im Juni/ Juli 1983 im Adolfinenheim in Borkum.
Ich war damals 9 Jahre alt.
Es muss für mich wohl so schlimm gewesen sein, denn ich habe überhaupt keine Erinnerung mehr daran.
Das finde ich wirklich gruselig, da ich ja 6 Wochen vor Ort war.
Ich weiß noch nicht mal mehr, wie es da aussah.
Leider sind auch alle meine Kindheitserlebnisse vor der Kur verloren gegangen.
Mein Körper scheint mich damit zu schützen.
Allerdings lässt mich dieses Thema nicht los.
Gibt es jemanden, der zu dieser Zeit auch dort war ?
Vielleicht hilft es mir weiter.
Liebe Grüße
Diana
Ich bin gerade beim googlen auf BORKUM gestossen und habe mich an meine Kur im Adolfinenheim Mitte der Siebziger Jahre zur Kur im Adolfinenheim erinnert. Und als ich dann nach Bilder des Heims gesucht habe, bin ich auf diesen Artikel hier gestossen.
Kinder-Horror-Kur? „Was für ein Blödsinn“ dachte ich im ersten Moment. Ich war doch auch dort und habe eigentlich nur positive Erinnerungen. Doch dann begann ich den Artikel zu lesen und plötzlich blitzten Bilder auf in meinem Kopf. Da war doch was…..
Und nach und nach kamen mir wieder einzelne Szenen ins Gedächtniss. Es war mit Sicherheit nicht so schlimm wie in dem oben geschildertem Text, aber in abgeschwächter Form noch immer vorhanden. Ich denke das lag wohl auch daran dass wir in einer kleinen Gruppe von 9 Kindern von 2 ziemlich jungen Betreuerinnen betreut wurden. Und die waren doch sehr nett. Allerdings hatten alle Angst vor der (Kranken)schwester Ester…..
Am stärksten erinnere ich mich nun an eine Szene im Speisesaal wo ebenfalls ein Kind nicht aufessen wollte. Es wurde von der Betreuerin mit einem grossen Löffel gefüttert und sie schrie: „Und wenn Du kotzen musst, isst Du das alles noch einmal…“…….Ja, da kann ich mich sehr gut daran erinnern……
Und an das Heimweh, ja daran kann ich mich auch erinnern. Allerdings haben uns da die beiden netten Betreuerinnen getröstet. Auch das Zähneputzen mit den riesigen Holz-Zahnbürsten ist mir im Gedächtniss geblieben. Dazu gab es von Schwester Ester aus einer riesigen braunen Glasflasche ein Glas Wasser in dem sie zuvor eine winzige „Pille“ aufgelöst hatte. Es schmeckte scheusslich….. Keine Ahnung was das war.
An mehr kann ich mich nicht erinnern. Oder zumindest habe ich, sollte noch mehr negatives passiert sein, sehr gut verdrängt und vergessen. Allerdings kann ich mich auch noch an Angstgefühle und an das Gefühl allein gelassen zu sein, erinnern. Aber das wirklich nur sehr wage.
Ich habe mich ein wenig erschrocken als diese Bilder gerade beim lesen des Textes wieder in mir hoch kamen……
Es ist bekannt, dass viele die älteren Schwestern im „dritten Reich“ ihren Dienst verrichteten. Nach dem Krieg hat man die kleinen „Nazis“ laufen lassen. Ich entschuldige mich nicht, wenn ich jetzt einige Leser vor den Kopf stoße. Es war eine Schande, dass man diese Schwestern ohne weitere Prüfungen auf Kinder losgelassen hat. Im Fernsehen sah ich einen Bericht, in dem dieses Thema vorgestellt wurde. Glück gehabt, wenn du jungen und gebildeten Schwestern begegnet bis. Außerdem begann in den Siebzigern ein Umdenken.
Schade, wenn Erinnerungen als Tobak abgewertet werden. Jedes Verschickungskind hat seine Geschichte und es gibt leider Ausmaße, die sich niemand ausgesucht hat, und nur weil man selber verschont wurde, sollte man andere nicht herabwürdigen! Die Erinnerungen allein sind schon schrecklich, aber viel schlimmer ist, wenn einem nicht geglaubt wird und alles abgetan wird.
Ich war 1966 im Alter von 6 Jahren zur „Kinderkur“ im Adolfinenheim auf Borkum und kann alles, was ich hier gelesen habe, nur bestätigen. Stundenlanges Sitzenbleibenmüssen in einem dunklen Speisesaal vor ekligen Milchsuppen, deren Geruch bei mir heute noch Übelkeit erzeugt, war noch das Harmloseste in einer langen Serie unmenschlicher Missachtung kindlicher Grundbedürfnisse. Auf jedes kleinste „Vergehen“ folgte eine Bettstrafe am hellichten Tage, die Betten waren mit ausgelegenen stinkenden Matratzen ausgestattet. Toilettengänge wurden zugeteilt, zwischendrin und auch nachts musste man „einhalten“, was zur Folge hatte, dass viele Mädchen in meinem Schlafsaal ins Bett machten. Freundliche Zuwendung habe ich dort nie erlebt, auf die Bitte, meine Haare zu kämmen, bekam ich nur zu hören „ach du mit deinen fünf Haaren“ (ich hab’s heute noch im Ohr). An Spielzeug kann ich mich nicht erinnern, auch nicht daran, was wir den ganzen Tag überhaupt gemacht haben. Am Ende der schrecklichen 6 Wochen mit andauerndem Heimweh bekam ich zu allem Überfluss noch Windpocken, so dass ich noch 2 Wochen länger bleiben musste. Auf der Krankenstation war es etwas erträglicher, dort kann ich mich sogar an Weißbrot erinnern…
Vor ein paar Jahren habe ich im November ein paar Tage auf Borkum verbracht, um endlich abschließen zu können. Im Heimatmuseum der Insel gibt es allerhand Material über das Adolfinenheim und mir wurde freundlicherweise viel Zeit gegeben, alles durchzusehen. Geholfen hat mir bei der Aufarbeitung meines Verschickungstraumas auch, dass ein Teil des Grundstücks mit einem neuen Kindergarten bebaut war und die andere Hälfte durch Bagger als Vorbereitung für eine weitere Bebauung umgewühlt wurde – dabei wurde einiger Schutt ans Tageslicht befördert. Eine große Erleichterung, das Heim als Schutthaufen zu sehen! Eine gelbe Scherbe einer Badesaalfliese habe ich als „Trophäe“ mitgenommen. Ich habe mich mit der Insel versöhnt, werde aber nie wieder dorthin fahren.
Hallo Ulrike,
danke für Deine Schilderungen. Auch die Info über die Neubebauung tut gut. Vielleicht fahre ich bald hin. Mal schauen! Alles Gute.
Hallo, auch ich war mit meiner Schwester 1966 auf Borkum im Adolfinenheim.ich hab lange geglaubt, dass mit mir was nicht stimmt,weil ich meine Erlebnisse dort nicht hab realisieren können. Als kleines Kind, damals 4 Jahre alt, aufmüpfig, hab ich immer geglaubt, es geschieht mir nur recht. Ich bin damals ans Bett gebunden worden, kalt abgeduscht worden, wenn ich nicht gehorchte, und Milchreis musste aufgegessen werden, auch wenn er mehrmals erbrochen war. Meine Schwester musste dies alles nicht erfahren, war sie doch so ein süßes Kind und daher glaubte mir niemand, ich war doch nur eifersüchtig und redete alles schlecht. Ähnliche Erfahrungen hab ich im Kinderheim Holderein in Mitteltal/ Schwarzwald gemacht. Dort musste man mit der Bettdecke überm Kopf/ Körper bis zum Umfallen vor dem Schlafsaal stehen, wenn man nicht gehorchte.Auch dort hieß es aufessen, egal ob erbrochen. Als Kind suchte ich immer die Schuld bei mir, zumal meine Schwester dies alles nicht durchmachen musste, und ich daher immer als Lügnerin dastand. Leider hat dies alles mein Leben geprägt und beeinflusst, ohne die Gründe zu kennen. Mich hat es zerstört, ich bin Borderlinerin und wusste lange nicht wieso.
Schade, dass diese Menschen heute nicht mehr zu Rechenschaft gezogen werden können !
Ich erinnere mich noch genau an meine Zeit in der Kinderkur im Adolfinenheim auf Borkum 1976. Es war nach dem Tod meines Vaters das zweitschlimmste traumatisierende Erlebnis meiner Kindheit. Wie auch aus anderen Heimen berichtet wurde, mussten Kinder die das ungenießbare Essen erbrochen hatten auch hier ihr Erbrochenes wieder essen. Ich selbst habe dies zwar nicht gemusst, kann es aber aus meiner Erinnerung bestätigen. Auch dass uns das Taschengeld von den Erzieherinnen gestohlen wurde kann ich bestätigen. Ich hatte damals von den Eltern und Großeltern bestimmt um die 100 DM bekommen. Diese hatte sich meine Erzieherin Frau Wesseling schnell eingesteckt, nein wir wollen die richtige Bezeichnung nennen, gestohlen. An ein Erlebnis kann ich mich besonders gut erinnern weil es mich bis heute nicht loslässt. Ich hatte mit dem Essen gespielt und wurde von einer Erzieherin unsanft am Oberarm gepackt und auf den Flur geschleift. Ich dachte zuerst hier muss ich jetzt warten bis die anderen Kinder gegessen haben und freute mich schon heimlich den Drecksfraß nicht mehr essen zu müssen. Doch das sollte nicht alles sein. Plötzlich kam die Erzieherin (Namen weiß ich leider nicht mehr) mit einem Rohrstock zurück. Nahm meine Hand am Handgelenk und schlug mir mehrmals mit diesem Rohrstock auf die Handfläche. Zuerst war ich so erschrocken und überrascht, dass ich den Schmerz nicht sofort gespürt hab, denn von zu Hause kannte ich keine Schläge. Doch schnell war ich in der Realität angekommen und merkte den stechenden Schmerz der sich durch den ganzen Arm zog. Es waren nicht nur ein paar Schläge, nein aus meiner Erinnerung meine ich, dass es minutenlang so ging. Ich dachte sie hört gar nicht mehr auf und meine Hand fällt ab. Als die Erzieherin endlich aufgehörte und ich schon ganz schön verheult war, wuschelte meine Haare und sagte; ich werde es nie vergessen: „Na junger Mann, das Lustige ist, dass zu zwei Händchen hast“. Danach nahm sie meine andere Hand die nun auch mit dem Rohrstock malträtiert wurde. „Oh ja, schrei schön laut damit alle wissen was mit Kindern passiert die mit dem Essen spielen“, sagte sie. Meine Handflächen waren danach richtig rot und geschwollen und die Striemen waren noch am nächsten Tag gut zu sehen.
Hallo Ralf,
vielen Dank, dass du deine Erlebnisse hier eingestellt hast. Das Geschilderte macht mich fassungslos.
Trotzdem ein schönes und friedliches Weihnachtsfest, alles Gute im neuen Jahr – und bleibe gesund.
Ich ( Monika) war 9, im Dez 1958. Lange Zug Fahrt aus Hessen mit quengelnden Kleinkindern , die ganze Nacht. Morgens in Emden Sturm, alle 80 Kinder seekrank ausser mir , alleine am Fenster, keine Betreuung. Dann der Riesenschlafsaal. Durfte nicht mit meiner Freundin und Schulkameradin zusammen in die Gruppe. Schuheputzen, Bettnässen mit „Liegekur“ als Strafe. Sollte abnehmen, daher vor jeder Mahlzeit ekliges Bio Maris-Salzwasser. Kann heute noch nichts Salziges leiden. Zum Frühstück und Abendessen gab es deshalb ein pumpernickelartiges „Brot“ mit Griebenschmalz.In Unterhosen vor der uralten Ozonhöhensonne im Kreis, gefroren. Meerwasserbäder. Bekam Angina, 1 Woche Schonfrist, isoliert. Durfte lesen. Hatte wohl Glück, dass die Tante Ruth zwar streng war , mich aber anscheinend mochte . Trotzdem ist das für mich nie abgehakt. Wollte immer mal nach Borkum, aber wenn das Heim nicht mehr steht ….Ich habe mit Entsetzen den Beitrag gesehen,kann es nicht fassen, dass das bis in die 80er und noch weiter.ging. was ist heute ?? (
Die Geschichte mit dem Schlüpfer kann ich bestätigen.
Kinder die gegen Regeln verstoßen hatten, zum Beispiel in die Hose gemacht hatten (wir waren 5 J. und haben nachts vor Angst schon mal dies getan) oder nicht aufgegessen, wurden öffentlich bloßgestellt. Das Gefühl mich zu schämen, weil ich dem Kind das gerade so gequält wurde nicht helfen konnte, hat mich zusätzlich sehr belastet. Die Hilflosigkeit war unermesslich und die Zeit verging nur sooo langsam
Ich habe dieses Heim ganz anders in Erinnerung. Ich musste für 6 Wochen als ABM Maßnahme nach Borkum und habe auf einer Station gearbeitet, wo eine Leiterin war, die auch die Kinder gequält hat. Auf einer Station waren bis zu 20 Kinder die man alleine im Wechsel betreuen musste, auch über Nacht.
Die Kinder waren zwischen 3-12 Jahre alt und unterschiedlich krank. Den Kindern wurden ihre Kuschel Tiere weggenommen, mussten Duschen auch wenn sie Angst hatten, essen reingequält und Taschengeld weggenommen usw.
Wenn ich Dienst hatte holte ich Kuscheltiere zurück und versuchte die Kinder so gut es ging zu betreuen. Es war furchtbar das 6 Wochen zu ertragen und ich habe mit zwei anderen Kollegen nach der Zeit, die Verschickungs Krankenkassen angeschrieben und über die Zustände berichtet. Leider kam es zu keiner Klage, aber danach war das Heim zu.
So etwas darf sich nie wiederholen.
Hallo! Auch mir ist es während meines damaligen Aufenthaltes 1964 im Adolfinenheim so wie in den zahlreichen Kommentaren bereits erwähnt ergangen. Mit ca acht oder neun Jahren wurde ich zusammen mit meiner jüngeren Schwester nach Borkum verschickt. Wir litten beide an Unterernährung. Ich kann mich noch gut daran erinnern wie dort bei den Mahlzeiten regelrecht militärischer Drill und Zwang ausgeübt wurde. Milchsuppe mit Nudeln oder Reis konnte ich zum Kotzen nicht ausstehen. Dennoch musste alles unter Androhung von Strafe aufgegessen werden. Vielen anderen meiner Leidensgenossen ging es genauso. Auch wurde ich wegen so mancher unbedeutender „Verstöße“ des Nachts aus dem Schlafsaal verbannt und musste eingesperrt im stockdunklen Schuhputzzimmer auf einer kalten hölzernen Sitzbank bis in den Morgengrauen verbringen. Mein kleines Schwesterchen durfte ich die ganzen sechs Wochen lang nicht sehen. Sie befand sich in einem Gebäudetrakt für Mädchen vis-a-vis von unserem. Milchsuppen-Gerichte mag ich auch heute nach über 60 Jahren immer noch nicht. Der Geruch von heißer
Milch ist mir unerträglich geblieben. Auch gab es dort für jede Kleinigkeit Ohrfeigen und lautes Schimpfen. Regelrecht im militärischen Kommandostil. Und das alles von Nonnen, die doch eigentlich „im Namen des HERRN“ tâtig waren! Es war und bleibt als ein ewiges unvergessenes Martyrium einer frierenden Kinderseele in Erinnerung zurück
Danke Heinz-Georg für deine Schilderungen.
Alles Gute und viele Grüße
Mich haben meine Eltern im Herbst 1970 zum Adolfinenheim bringen lassen, da ich unter Asthma litt. (Wie kann man ein 7jähriges Kind für 6 Wochen allein in fremde Hände geben…., das hätte ich mit meinem kleinen Sohn NIE gemacht!) Was hier beschrieben wurde, kann ich alles bestätigen. Ich hatte unglaubliches Heimweh, habe jeden Abend gebetet, dass das alles nur ein böser Traum ist und ich am nächsten Morgen wieder in meinem Bett zu Hause bei meiner lieben Mutti aufwache.
Aber als ich dann nach 6 Wochen mit der Bahn nach Hause gebracht wurde, begann der Horror erst richtig!!!!!! Meine Eltern waren in der Zeit mit meinen beiden kleinen Brüdern außerhalb der Ferien in Österreich im Urlaub und verunglückten schwer, da ein 19jähriger schnell unterwegs war und in das Auto meines Vater fuhr. Mein Vater war zu der Zeit, als ich heim kam, noch immer in Innsbruck im Krankenhaus, da er schwer verletzt war, meine beiden Brüder waren bereits von Tante und Onkel nach Hause geholt worden und zu der Zeit bei Oma und Opa. Meine geliebte Mutti kam im Sarg zurück und war zu der Zeit schon beerdigt…….. Auf den Alptraum Adolfinenheim folgte also noch ein viel größerer, der mich bis heute verfolgt. Die „Tanten“ im Adolfinenheim wurden 14 Tage vor meiner Abreise davon unterrichtet, was mich zu Hause erwartet und es wurde angefragt, ob ich nicht doch lieber vorzeitig zurückgeholt werden sollte. Sie verneinten das, da ich mich doch die letzten 14 Tage noch erholen sollte… Sie haben mir natürlich nichts von den Dingen erzählt, die mich zu Hause erwarten. So etwas trägt man sein Leben lang mit sich und seit dem ist die Nordsee für mich tabu! Da habe ich verständlicherweise nur die schlimmsten Erinnerungen dran.
Liebe Gerlinde, was für ein Schicksal. Danke, dass du das geschrieben hast. Manchmal toppt das Leben einfach alles und für einige von uns „Heimern“ geht vielleicht der Gedanke durch den Kopf „Mein Gott, es geht wirklich schlimmer“. Grüße aus Wiesbaden und alles Gute
Hallo,
ich hab immer gedacht, ich steh allein da. Ich war mit 5 Jahre alt und mit meiner Schwester, damals 4,1966 im Frühjahr 6 Wochen in diesem Heim da ich unter Ekzem litt. Jahre lang hab ich dies verdrängt. Ich kann mich nicht nur an Milchsuppe, die man selbst nach erbrechen immer wieder essen musste erinnern. Ich wurde auch mehrmals ans Bett gebunden, dort lag ich dann manche Tage, ebenso habe ich den kalten Wasserstrahl oft genug abbekommen. Damals glaubte ich, ich sei böse und hab dies alles verdient. Reden darüber konnte ich nie! Heute bin ich Borderlinerin und habe riesige Probleme mich auf Menschen einzulassen oder gar zu vertrauen.
Hallo Dagmar, danke für deine offenen Worte. Harter Tobak was du schreibt. Ich wünsche dir alles Gute.
So wie dir erging es so vielen. Ich war heute das erste Mal seit 53 Jahren auf Borkum. Ich musste einfach mit der Insel Frieden schließen. Aber nochmal komme ich nicht hierher. Zuviel ist damals passiert.
Ich bin inzwischen 10 x auf der Insel gewesen und habe meinen Frieden mit ihr gemacht. Dort ist heute ein Kindergarten und Borkum selbst ist heute mein Lieblingsort geworden
Hallo Barbara, für dich ist es harter Tobak! Ich wünsche dir, niemals dies zu erleben, denn es zerstört einen. Leider!
Bisher habe ich immer gedacht, dass ich alleine mit meinen Erinnerungen bin. Ich war 1961 mit 7 Jahren dort. Am deutlichsten ist in mir, morgens die milchsuppe. Die müsste man aufessen. Ich möchte damals keine Milch. Ich mag immer noch keine Milch und mir wird immer noch übel, wenn Milch und andere Milchprodukte vor mir stehen. Briefe könnte ich noch nicht schreiben. Im Speisesaal hing eine Tafel, darauf wurde vorgeschrieben und wer könnte hat abgeschrieben.
Ich bin zur Zeit auf Borkum und habe versucht Bilder von dem heim zu bekommen. Ich habe auch den Standort gefunden. Heute sieht man nichts mehr vom adolfinenheim.
Es steht jetzt ein Kindergarten dort. Und es gibt dort ein Lachen und bestimmt keine Angst vor milchsuppe und Schläge.
Danke
Hallo Marlies,
danke dir für deine Erinnerungen. Habe ich auch schon erfahren, dass dieses Adolfinenheim einem Kindergarten gewichen ist. Ich habe es bisher noch nicht geschafft, Borkum zu besuchen.
Alles Gute für Dich.
Der Ekel vor Milch ist leider auch bei mir geblieben. 🤢
Das Adolfinenheim war der größte Alptraum meines Lebens..Es gab kaum was zu Essen und dann wurde wöchentlich gewogen wobei man nur im Schlüpfer in einer langen Reihe im Flur stand.
Ich habe auch gerade einen Bericht über diese Verbrechen gesehen, was anderes war es nicht.
Da ich selbst auch im Adolfinenheim war, allerdings Anfang der 80er als 8 Jähriger, für 6 Wochen, habe ich danach gegoogelt und bin auf diesen Artikel gestossen.
Mir schossen schlagartig die Tränen in die Augen. Es war zwar alles in abgeschwächter Form, nicht so schlimm, wie bei Ihnen aber es hat auch bei mir tiefe Spuren hinterlassen und ja, aufgrund meiner Reaktion auf diesen Beitrag und dass ich versuche, das aufzuarbeiten, kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich einen seelischen Schaden davon getragen habe. Ich habe es bislang noch nicht geschafft, wieder nach Borkum zu fahren aber wollte es eigentlich mal machen, um mit dem Thema abzuschließen, ich denke zumindest, dass ich meinen Frieden finde, wenn ich dort bin.
Leider oder gott sei dank, wie man es sehen möchte, ist das Adolfinenheim abgebrannt. Um es mit Humor zu nehmen, ein Schelm, der Böses dabei denkt .-)
Danke für Ihren Kommentar! Alles Gute.
Hallo Andreas ich war auch Anfang der 80 ziger Jahre dort. Ich glaube 81 es war die Hölle. Das einzigste was ich positiv fand war das Bewegungsbad.
Ich war auch Anfang der 80 ziger dort. Es war die Hölle.
Hallo,
ich bin heute auf Ihren Bericht gestoßen. An das Adolfinenheim auf Borkum habe ich keine guten Erinnerungen. Ich war als sechs- und achtjähriger 1967 und 1969 zweimal dort wegen Asthma zur „Kur“. Speziell an den zweiten Aufenthalt habe ich keine guten Erinnerungen. Ich war in der Gruppe der Jüngste und wurde von den älteren Jungs oft gehänselt. Viel schlimmer waren aber die Erziehungsmaßnahmen durch die Pflegerinnen. Da ich dort auch an Körpergewicht zunehmen sollte MUSSTE ich abends immer erst Milchreis, Haferbrei, Griesbrei etc. essen, bevor ich dann ein Brot bekam. Bis heute kann ich keinen solchen Brei essen. Täglich gab es eine zweistündige Mittagsruhe. Wir durften nur auf einer Seite liegen um nicht mit dem Bettnachbarn sprechen zu können. Am Ende des Schlafsaals saß die Pflegerin und überwachte das Ganze. Einmal habe ich (abends) mich doch mit meinem Bettnachbarn unterhalten, was zur Folge hatte, dass ich aus dem Zimmer musste und halbnackt auf dem kalten Flur neben einer undichten Nebeneingangstür und kaltem Steinboden eine gefühlte Ewigkeit auf einem Stuhl sitzen musste. Von Seiten der Pflegerinnen kann ich mich nicht an auch nur eine halbwegs liebevolle erinnern. Adolfinenheim, war hier ein Teil des Namens Programm? Nach dem zweiten Aufenthalt kam ich kränker nach Hause, als ich fortgegangen bin. Dies hatte zur Folge, dass ich innerhalb eines halben Jahres erneut in stationäre Behandlung musste. Diesmal nach Bad Dürrheim, wo ich dann insgesamt viermal als Kind/Jugendlicher war. Dort konnte man mir immer gut helfen.
Etwa 20 Jahre nachdem ich das letzte mal auf Borkum war kam ich zu einem Tagesausflug wieder mal hin. Als die Inselbahn in der Nähe des Adolfinenheims vorbeifuhr hatte ich ein sehr unbehagliches Gefühl… .
Hallo Peter, danke für diese Eindrücke. Eine herzlose Zeit damals. Ich wünsche weiterhin alles Gute.
Beste Grüße
Barbara
Hallo Herr Ensinger.
Ich war auch 1969 mit fünf Jahren im Heim.
Genau wie Sie wurde ich wegen Sprechen nach 19 Uhr (meine Bettnachbarin hatte meine Sachen vom Stuhl gezerrt, wogegen ich protestiert hatte) von den Schwestern auf einen Stuhl gefesselt und die ganze Nacht über dort festgehalten
Ich erinnere mich daran, dass Bettnässer mit der nassen Wäsche durch den Essensraum gehen mussten und laut sagen verkünden mussten, dass sie ins Bett gemacht hätten.
Ich wurde gezwungen Sülze zu essen bis ich mich erbrochen habe.
Die Pakete meiner Eltern wurden einkassiert und die Schwestern haben den Inhalt behalten.
Da ich noch klein war, haben die Schwestern meine Postkarten geschrieben und alles erfunden und gelogen, dass es mir gut gehen würde.
Selbst mein Kuscheltier wurde mir abgenommen und ein Falsches bei der Heimreise mitgegeben, das mir gar nicht gehört hat.
Die Schwestern waren brutal.
Mit freundlichen Grüßen B.Fladung
Ich habe gerade diesen Bericht und die Kommentare dazu gelesen und war erschüttert. Ich war auch im Adolfinenheim. Ich weiß nur nicht mehr, ob es 4 oder 6 Wochen waren. Ich war 8 oder 9 Jahre alt und war dort, weil die Ernährung direkt nach dem Krieg nicht so gut für Kinder war und sollte dort Gewicht zulegen. Das was war 1956 oder 57.Ich erinnere mich auch daran,dass nicht gesprochen werden dürfte, wenn mam im Schlafsaal war. Meine Päckchen von daheim wurden auch geöffnet und an andere Kinder verteilt, was besonders schlimm war, weil wir nicht viel Geld hatten und das Geld für die Päckchen regelrecht am Mund abgespart wurde. Wir durften auch das Taschengeld nicht behalten, das wurde eingesammelt und etwas davon wurde uns zur Verfügung gestellt, als wir kurz vor Ende der Zeit in den Ort gebracht wurden, da gab es einen kleinen Laden mit Leuchttürmchen, Seesternen, Muscheln usw. Da mussten wir Souvenirs kaufen, um sie mit nach Hause zu nehmen. Mein Alptraum war der ewige Apfelreis, der aufgegessen werden musste, das manchmal Stunden gedauert hat. Der Speisesaal war schon leer und ich habe immer noch vor dem Apfelreis gesessen. Wenn ich Küchendienst hatte, musste ich danach weiter essen. Ein Mädchen hatte ganz lange dicke Zöpfe, sie hat immer geweint, wenn ws ans Haare waschen ging, der haben sie die Haare einfach abgeschnitten. Es war alles ganz fürchterlich. Zum Schluss gab es noch ein Versprechen für alle die, die mehr als 10 Pfund zugenommen hätten, würden eine Tafel Schokolade bekommen. Es war eine sehr schlimme Zeit.
Danke für diesen Kommentar. Heute, am 18. Juli 2021, steht in der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ in der Rubrik LEBEN ein großer Artikel über die „Verschickungskinder“. Überschrift: Der Sommer, der nie vergeht. Ich versuche eine Genehmigung für die Veröffentlichung hier in diesem Beitrag zu bekommen. Sozialminister Karl-Josef Laumann aus NRW hat eine Kurzstudie zu diesem Thema in Auftrag gegeben. Zitat Laumann, so in der FAS zu lesen:“ Wir müssen alles dafür tun, die damaligen Geschehnisse aufzuarbeiten.“ Ein kleiner Teil meiner persönlichen Aufarbeiten besteht in jedem Fall darin, meine Geschichte hier im Blog öffentlich zu erzählen.
Danke für die Info und die Kraft. Alles Liebe und Gute👍❤️
Gut, dass sich inzwischen viele Menschen mit der Aufarbeitung der Erlebnisse befassen.
siehe: http://www.verschickungsheime.de
Hallo Josy Teifel, ich kann Ihren Bericht nur bestätigen. Ich war im Jahr 1956 auf Borkum im Adolfinenheim und beim Lesen Ihres Artikels kamen die Erinnerungen wieder. Ich hatte die Zeit aus meinem Gedächtnis verdrängt. Ich war damals 9 Jahre alt.
Schon bei der Hinreise wurde uns im Bus alles abgenommen. Meine kleine Taschen wo etwas Obst drin war bekam ich nach 6 Wochen als verschimmeltes Etwas zurück. Der andere Inhalt war nicht mehr zu gebrauchen.
Heiße Milch mag ich immer noch nicht riechen.
Es war eine schlimme Zeit ,
HALLO ICH HABE DEN ARTIKEL ÜBER DAS ADOLFINENHEIM AUF BORKUM GELESEN.ICH WAR MIT MEINEM BRUDER 1950 AUF BORKUM ADOLFINEN-HEIM.WIR WAREN ZWAR MIT 10-12 KINDER IM ZIMMER ABER ES HAT UNS GE-
FALLEN.ICH HATTE MEINEN 9TEN GEBURTSTAG GE -FEIERT.ICH BEKAM GESCHENKE VON UNSERER KINDER-
SCHWESTER. WIR WAREN JEDEN TAG DRAUSSEN.ES HAT MIR
UND MEINEM BRUDER
SEHR GUT GEFALLEN-
HATTEN KEIN HEIM-WEH.Uns hat es sehr gut gefallen ausser Lebertran am Morgen
Ich war 1958 dort und kann das nur bestätigen. Kommt alles was verdrängt war wieder hoch. Wurde zornig und fühlte mich minderwertig. Wurde in der Schule gemobt, entsetzlich was andere Menschen einem antun.